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Interview mit Renzo Costantino, Leiter der Regionalstelle Schwäbisch Gmünd

Im Newsletter des Staatlichen Schulamts Göppingen, Ausgabe 2/2019, ist im Dezember 2019 folgendes Interview mit Renzo Costantino, dem Leiter der Regionalstelle Schwäbisch Gmünd erschienen:


ZSL-Regionalstelle Schwäbisch Gmünd: Fortbildung, Ausbildung und Beratung aus einem Guss

Am 16. September 2019 hat die Regionalstelle Schwäbisch Gmünd des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) im Westen der Stauferstadt in modernen Büroräumen ihre Arbeit aufgenommen. Wir sprachen mit Renzo Costantino, dem Leiter, über den aktuellen Stand der Übergänge von Aufgaben aus den Staatlichen Schulämtern und die Auswirkungen auf unsere Schulen.

Herr Costantino, welche Themenbereiche und Handlungsfelder werden aus den Staatlichen Schulämtern in die ZSL-Regionalstellen übertragen?

Foto von Renzo Costantino, Leiter der Regionalstelle Schwäbisch Gmünd (Foto-©: Roland Dangelmaier, SSA Göppingen) Die Grundidee des Qualitätskonzepts besteht darin, dass die Aufgaben der Fortbildung, Ausbildung und Beratung aus allen bislang zuständigen Einrichtungen, also auch aus den Staatlichen Schulämtern, auf das ZSL und seine Regional- und Außenstellen übergehen und somit in einer Institution gebündelt werden. Im Bereich der Fortbildung geht es beispielsweise ganz konkret um den Bereich LFB-online, also die Administration von Fortbildungen, aber auch um die Fortbildungsplanung und Fortbildungsorganisation insgesamt. Entscheidend ist, dass nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Zuständigkeit für die Personen, die tagtäglich wertvolle Arbeit in den genannten Bereichen leisten, auf das ZSL übergeht. Die Gruppe der Fachberaterinnen und Fachberater Unterrichtsentwicklung, aber auch die weiteren Fortbildnerinnen und Fortbildner sind nun Teil des ZSL. Das gilt beispielsweise auch für die hoch engagierten Kolleginnen und Kollegen in den schulpsychologischen Beratungsstellen und die große Gruppe der Beratungslehrkräfte, für die sich keine grundlegenden Änderungen ergeben. Neu ist allerdings, dass die vormals zwischen Regierungspräsidium und Schulämtern geteilte Dienst- und Fachaufsicht über die Schulpsychologischen Beratungsstellen nun in den Regionalstellen zusammengeführt wird.

Können Sie uns einen Einblick in den aktuellen Stand geben? Was braucht noch Zeit?

Die Regionalstelle Schwäbisch Gmünd befindet sich wie die weiteren fünf Regionalstellen mitten im Aufbauprozess. Wir haben uns nach innen organisiert, einen vorläufigen Geschäftsverteilungsplan erstellt und eine Regelkommunikation mit unseren wichtigsten Partnern verabredet. Dazu zählen zum Beispiel die fünf Seminare für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte im Zuständigkeitsgebiet der ZSL-Region Schwäbisch Gmünd, aber auch die vier Staatlichen Schulämter und das Regierungspräsidium Stuttgart. Von besonderer Bedeutung ist für mich die Zusammenarbeit mit der Stadt Schwäbisch Gmünd, die besser nicht sein könnte. Wir erfahren eine sehr große Unterstützung. Aktuell haben wir eine Reihe von hochinteressanten Stellen für unsere Arbeitsfelder ausgeschrieben. Die systematische Organisation dieser Arbeitsfelder wird zu den Hauptaufgaben der kommenden Wochen und Monate zählen. Eine wichtige Aufgabe, die noch vor uns liegt, wird dabei der Aufbau der Fachteamstrukturen in allen Schularten sein. Konkret geht es darum, in enger Kooperation mit den Schulreferaten der ZSL-Zentrale alle in Ausbildung und Fortbildung tätigen Lehrkräfte in ihren jeweiligen Fächern zusammenzuführen, um bessere Voraussetzungen für fachliche und fachdidaktische Abstimmungen zwischen den verschiedenen Phasen der Lehrerbildung zu schaffen.

Wie meistern Sie die Integration der Fortbildungs- und Beratungsdienstleistungen von vier Schulämtern in Ihre neu entstehende Regionalstelle?

Ich bin sehr dankbar, dass wir bei diesem Prozess eng, vertrauensvoll und konstruktiv mit den Staatlichen Schulämtern zusammenarbeiten. Den vier Leiterinnen und Leitern der Staatlichen Schulämter in Göppingen, Backnang, Heilbronn und Künzelsau danke ich ausdrücklich für diese sehr gute Kooperation. Mein besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen in der Regionalstelle, die sich mit ihrer unterschiedlichen Expertise beim aktuellen Aufbauprozess hochengagiert einbringen. Ich freue mich sehr über dieses starke Engagement. Die Anfangsphase führt naturgemäß immer wieder auch zu ungewohnten Situationen und Anforderungen – die Kolleginnen und Kollegen gehen damit gelassen und äußerst professionell um.

Wie wollen Sie in Schwäbisch Gmünd künftig eine der zentralen Anforderungen an das Qualitätskonzept, die Optimierung der Lehrerfortbildung, für unsere Region erreichen?

Zunächst müssen wir uns als Regionalstelle durchgängig nach innen und außen organisieren. Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger Gelingensfaktor, da wir in unserer ZSL-Region mit einer Größe von über 8.000 Quadratkilometern künftig die einzige steuernde Einheit der Lehrerfortbildung sein werden. Dazu gehört die Implementierung klarer Aufgabenbeschreibungen und Prozessabläufe, damit die Fortbildnerinnen und Fortbildner eine solide Basis und Orientierung für ihre Arbeit haben. In einem ersten Schritt müssen wir dafür sorgen, dass die bisherige Arbeit im Übergang reibungslos fortgesetzt und die Fortbildung gesichert werden kann. Dazu haben wir alle uns zugeordneten Fachberaterinnen und Fachberater sowie Fortbildnerinnen und Fortbildner der verschiedenen Schularten noch im Dezember zu Arbeitssitzungen nach Schwäbisch Gmünd eingeladen. In einem weiteren Schritt wird es darum gehen, über die Fachteamstrukturen in allen Schularten und in allen Fächern, aber auch in den überfachlichen Bereichen, die vorhandene Expertise zusammenzuführen und optimal zu nutzen. Die Fortbildungsplanung wird perspektivisch ganz überwiegend in den Fachteams stattfinden. Dort gilt es unter anderem dann auch, in enger Zusammenarbeit mit der ZSL-Zentrale, Bedarfe zu erheben und neue Fortbildungsformate zu erproben. Erstmals haben wir dabei die Chance, institutionell abgesichert auch schulartenübergreifend zu agieren.

Welche Rolle und Aufgabe kommt der Leitstelle Pädagogische Unterstützung an der Regionalstelle Schwäbisch Gmünd zukünftig zu? Wie wird die Regionalstelle beispielsweise künftig mit der Anfrage einer Mutter, deren Kind in Klasse 3 eine LRS-Diagnose hat, umgehen?

Die konkrete Ausgestaltung der Leitstelle Pädagogische Unterstützung, die ja in allen Regionalstellen vorgehalten wird, ist derzeit Gegenstand einer Arbeitsgruppe unter Leitung der ZSL-Zentrale. Prinzipiell soll die LPU eine niedrigschwelle Anlaufstelle für Ratsuchende im schulischen Kontext sein. Bei jeder Anfrage müssen wir klären, wie wir am besten helfen können. Dazu gehört zunächst eine solide Klärung des Anliegens und des daraus resultierenden Bedarfs: Was ist das tatsächliche Anliegen? Geht es um Hilfe bei der Organisation eines Pädagogischen Tages oder um eine schulische Problemstellung, die beispielsweise durch ein multiprofessionelles Team aus Fachberaterinnen/ Fachberatern Schulentwicklung und Psychologinnen/ Psychologen bearbeitet werden muss? Das ist nicht immer sofort erkennbar und muss im Zweifel durch unsere Beratungsexperten genauer analysiert werden. Rückfragen wird es auch im Falle der von Ihnen genannten Mutter eines Kindes mit LRS-Diagnose geben. Geht es der Mutter vielleicht nur um eine rechtliche Auskunft, beispielsweise zum Nachteilsausgleich? Dann würden wir auf die Zuständigkeit der Schulaufsicht verweisen. Oder ist ein weitergehender Beratungsbedarf gegeben. Im letztgenannten Fall würden wir – je nach Problemlage – gegebenenfalls an LRS-Experten oder an die zuständige Schulpsychologische Beratungsstelle verweisen. Die große Chance der Regionalstellen besteht in der Möglichkeit der inter- und multiprofessionellen Zusammenarbeit unter einem Dach: Pädagogen, Psychologen, und Beratungsexperten können bei Bedarf rasch und unkompliziert für eine bestmögliche Problemlösung zusammenarbeiten. Das ist in dieser Form neu.

Welche Funktions- oder Planstellen gibt es an der Regionalstelle, die für Schulleiterinnen/Schulleiter oder Lehrkräfte perspektivisch als Arbeitsplatz interessant sein könnten?

Aktuell haben wir eine Reihe von attraktiven Stellen ausgeschrieben. Dazu gehören Arbeitsfeldleitungen in A15 für die Bereiche Grundschule, Sekundarstufe I, Allgemein bildende Gymnasien, Berufliche Schulen und Sonderpädagogik. Das sind Stellen, die prinzipiell auch für Schulleitungen oder Lehrkräfte mit entsprechendem Anforderungsprofil interessant sein können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit für Fachberaterinnen und Fachberater, auf der Basis ihrer Anrechnungsstunden Verwaltungsaufgaben für die Regionalstelle zu übernehmen.

Die Fachbereiche am Staatlichen Schulamt haben in der Vergangenheit mit dem Fortbildungsschulrat Schwerpunkte der Lehrerfortbildungen entwickelt. Wie wird zukünftig der Informationsfluss angelegt?

Perspektivisch werden die Fortbildungsbedarfe über die noch aufzubauenden Fachteamstrukturen generiert und über die schulischen Arbeitsfelder der Regionalstellen ins System eingesteuert. Neben dieser Bedarfsorientierung wird die Fortbildungsplanung auch künftig durch eine komplementäre Angebotsorientierung gekennzeichnet sein. So werden beispielsweise auch künftig bildungspolitische Projekte und Schwerpunkte über Erlasslehrgänge multipliziert werden. Hierbei arbeiten die einzelnen Ebenen des ZSL eng zusammen, auch unter Einbeziehung einer Reihe von wichtigen Partnern wie beispielsweise die Kirchen.

Welche Unterstützung können Schulämter, Schulleitungen, Beratungsstellen und andere aus dem bisherigen bzw. verbleibenden System der Schulverwaltung für Sie leisten?

Die Schulleitungen, Schulen und Lehrkräfte betrachten wir in erster Linie als Abnehmer und Nutzer unserer Angebote und Dienstleistungen. Um passgenaue Angebote machen zu können, ist ein intensiver Austausch unerlässlich. Wir müssen zuverlässig wissen, was vor Ort wirklich gebraucht wird und wie wir die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen am besten unterstützen können. Es ist sehr gewinnbringend, dass wir dabei auf die große Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen der Schulverwaltung zurückgreifen können. Ich erlebe hier eine große Offenheit und Kooperationsbereitschaft.

Was würden Sie sich – gerade jetzt zur Weihnachtszeit – für Ihre Regionalstelle und Ihre Arbeit wünschen?

Dass wir weiterhin gut mit dem Aufbauprozess vorankommen und dass die Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichen Bereichen wie Fachberatung, Fortbildung oder Schulpsychologie sich rasch zur Regionalstelle zugehörig fühlen. Dass wir bei aller notwendigen Beschäftigung mit uns selbst in der Aufbauphase unsere Kernaufgabe nicht aus den Augen verlieren, nämlich die bestmögliche Unterstützung des Lehrens und Lernens an den Schulen zu gewährleisten. Und dass die Kolleginnen und Kollegen der Regionalstelle trotz des hohen Arbeitspensums gesund und munter bleiben und ihnen die Freude an ihrer wichtigen Aufgabe erhalten bleibt.

Quelle

Newsletter des Staatlichen Schulamts Göppingen, Ausgabe 2/2019, S. 6–8. Diesen Newsletter können Sie aus dem Newsletterarchiv des Staatlichen Schulamts Göppingen als PDF-Datei herunterladen.

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